Die Vergiftung des gesellschaftlichen Diskurses — Hass, Hetze und die tiefe Spaltung

Die vergangenen Jahre haben die Gesellschaften vieler Länder vor beispiellose Herausforderungen gestellt. Die Corona-Pandemie, gepaart mit einer zunehmend polarisierenden politischen Landschaft, hat zu einer Verhärtung der gesellschaftlichen Fronten geführt. Hass und Hetze, einst Randerscheinungen, sind in den öffentlichen Diskurs eingedrungen und haben sich zu einem alltäglichen Phänomen entwickelt.
Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass sich dieser Hass nicht mehr nur auf politische Eliten oder bestimmte Gruppen beschränkt, sondern sich in weiten Teilen der Bevölkerung ausgebreitet hat.

Was einst als das Verhalten einer extremen Minderheit betrachtet wurde, ist heute zur Normalität geworden.

Hass und Hetze wird als normales Verhalten und als legitim empfunden

Eine große Mehrheit der Gesellschaft hat sich diesen negativen Mustern angepasst und scheint zu glauben, dass Hass und Hetze legitime Mittel der politischen — oder gar der sozialen Auseinandersetzung seien.

Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig und komplex.

Die etablierte Neoliberale Agenda schürt das Feuer des Hassen und der Hetze zusätzlich und führt zu Entsolidarisierung, und Entmenschlichung

Die neoliberale Agenda, mit ihrer Betonung von Individualismus und Konkurrenz, hat zu einer zunehmenden Entsolidarisierung der Gesellschaft beigetragen.

Die politische Opposition, die oft populistische Strategien verfolgt, schürt bewusst Ängste und Ressentiments, um Wählerstimmen zu gewinnen. (Das dürfte und müsste allerdings nicht so sein).

Soziale Medien haben diese Entwicklung noch verstärkt, indem sie die Verbreitung von Hassbotschaften erleichtern und die Bildung von radikalen Echokammern begünstigen.

Es geht ein tiefer Riss durch die Gesellschaft

Der Riss, der sich durch die Gesellschaft zieht, ist tief und fundamental. Er geht oft genug auch mitten durch Familien.

Der tiefe Riss basiert auf dem Klassismus, der die Menschen in Gewinner und Verlierer einer vermeintlich meritokratischen Gesellschaft teilt.

Diejenigen, die sich als Verlierer fühlen, sind besonders anfällig für populistische Botschaften und neigen eher dazu, Hass und Hetze zu rechtfertigen. Bei einigen Gruppen und Einzelpersonen hat sich das Hassen und Hetzen jetzt über Jahre hinweg sehr tiefgreifend verfangen und zur gesellschaftlichen und sozialen Realität und Wirklichkeit entwickelt, die nicht mehr hinterfragt wird. Das geht soweit, dass manche sogar fest daran glauben dass es schon immer so war und sich gar nicht mehr erinnern können, dass wir einen ähnlichen Hass und Hetze nach dem Zweiten Weltkrieg mehrheitlich überwunden hatten. Einige der einst überwundenen gesellschaftspolitischen Eigenarten und Verhaltensweisen sind nun zurückgekehrt.

Die Folgen dieser Entwicklung sind auf mehreren Ebenen und in vielen Bereichen gravierend.

Die Stimmung in der Gesellschaft ist vergiftet, wir sind gelähmt und erstarrt

Das Vertrauen in politische Institutionen und ineinander ist sehr tiefgreifend erodiert.

Die Polarisierung führt zu einer lähmenden politischen Kultur, in der Kompromisse kaum noch möglich sind. Wir sind erstarrt und in weiterer Entwicklung ausgebremst, wir haben wichtige Errungenschaften der empathischen Toleranz, des Respekts und des Einstehens füreinander in sehr kurzer Zeit fast völlig verloren.

Gesellschaft ist offen geworden für Gewalt (und sogar für Krieg der Vernichtung des Gegners) als legitimes und viables Mittel

Zudem birgt die Zunahme von Hass und Hetze das Risiko einer weiteren Radikalisierung und Gewalt.

Wie Können wir das wieder beruhigen und den Hass beenden?

Um diese Entwicklung aufzuhalten, bedarf es einer grundlegenden Veränderung der politischen Kultur.

Es müssen neue Formen des politischen Diskurses entwickelt werden, die auf Respekt, Toleranz und Kompromissbereitschaft basieren.

Medien und Behörden müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein, und werden

Die Medien und auch Behörden müssen eine größere Verantwortung für die Qualität des öffentlichen Diskurses übernehmen und die Verbreitung von Hassbotschaften eindämmen. Viel zu oft werden Hassbotschaften unhinterfragt übernommen, oder sogar zur Verbesserung der medialen Reichweite und in Behörden zur besseren Durchsetzbarkeit so verstandener Regulierungen benutzt.

Feindseligkeit als Ursache für disruptive Entwicklungen

Es ist erheblich wichtig, die sozialen Ursachen von Hass und Hetze anzugehen und für mehr soziale Gerechtigkeit zu sorgen.

Die Herausforderung besteht darin, die Gesellschaft wieder zu einen und gemeinsame Nenner zu finden, die auch unterschiedliche Sichtweisen und die damit verbundenen Menschen toleriert und diese auf respektvolle Weise wieder zu einem Teil der Gesellschaft macht.

Dies erfordert eine langfristige und konsequente Anstrengung aller gesellschaftlichen Akteure. Vor allem die Träger und Besitzhalter von Ressourcen und Macht sind hier gefragt.

Zukunftsfähigkeit der Gemeinschaften

Wir müssen den Hass und die Hetze überwinden und wieder eine friedliche Gemeinschaftskultur schaffen.

Ohne eine solche friedliche Gemeinschaftskultur sind wir als Gesellschaft weder strukturell zukunftsfähig noch fähig dazu, eine soziale Gemeinschaft wiederherzustellen, die eine der essentiellen Grundlagen für ein gelingendes gutes Leben ist.

2024-10-05

Geschrieben: October 5, 2024