Neoliberale Politik Hat Die Sozialraumorientierung Untergraben
Die vergangenen Jahrzehnte waren geprägt von einer zunehmenden Marktradikalisierung und neoliberalen Politikkonzepten. Diese Entwicklungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und insbesondere auf die Gestaltung des Zusammenlebens in unseren Quartieren. Eine besonders vernachlässigte Folge dieser Entwicklung ist die Verdrängung der Sozialraumorientierung und Quartierarbeit.
Die Verdrängung des Sozialen: Wie neoliberale Politik die Sozialraumorientierung untergräbt
Die Sozialraumorientierung, die sich auf die ganzheitliche Betrachtung von Menschen in ihrem Lebensumfeld konzentriert, wurde zunehmend durch eine individualistische und leistungsorientierte Perspektive verdrängt. Der Fokus verlagerte sich von der Stärkung gemeinschaftlicher Strukturen und der Förderung sozialer Kohäsion hin zu einer auf den Einzelnen reduzierten Betrachtungsweise. Die neoliberale Ideologie, die den Markt als alleinige Lösung für gesellschaftliche Probleme propagiert, hat dazu geführt, dass soziale Aspekte immer stärker marginalisiert wurden.
Die neoliberale Politik hat durch Deregulierung, Privatisierung und die Betonung von Wettbewerb zu einer Fragmentierung sozialer Strukturen beigetragen. Soziale Dienstleistungen wurden zunehmend kommerzialisiert, was zu einer Verschlechterung der Versorgung in benachteiligten Quartieren führte. Die Förderung von Eigenverantwortung und die Reduzierung staatlicher Eingriffe haben dazu geführt, dass die Verantwortung für soziale Probleme zunehmend den Einzelnen zugeschrieben wird.
Die Folge dieser Entwicklungen ist eine zunehmende soziale Ungleichheit und eine Schwächung des sozialen Zusammenhalts. In vielen Quartieren sind soziale Konflikte, Segregation und Armut allgegenwärtig. Die Vernachlässigung der Sozialraumorientierung hat dazu geführt, dass die Lebensbedingungen in diesen Quartieren sich verschlechtert haben und die Chancen auf soziale Teilhabe für viele Menschen eingeschränkt sind.
Die Quartierarbeit, die sich traditionell der Stärkung von Quartieren und der Förderung der Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner widmet, ist durch die neoliberale Politik ebenfalls unter Druck geraten. Finanzielle Kürzungen, bürokratische Hürden und ein zunehmend wettbewerbsorientierter Rahmen haben die Arbeit von Quartierausschüssen und Initiativen erschwert.
Es ist höchste Zeit, die Bedeutung der Sozialraumorientierung und der Quartierarbeit wiederzuerkennen. Eine lebendige und solidarische Gesellschaft braucht Orte, an denen Menschen zusammenkommen und sich gegenseitig unterstützen können. Die neoliberale Politik hat uns gezeigt, dass der Markt allein nicht in der Lage ist, soziale Probleme zu lösen. Wir brauchen eine Politik, die sich wieder stärker an den Bedürfnissen der Menschen orientiert und die Bedeutung von Gemeinschaft und Zusammenhalt hervorhebt.
Um eine stärkere Sozialraumorientierung zu erreichen, sind folgende Maßnahmen notwendig:
- Mehr finanzielle Ressourcen: Die Finanzierung von Quartierarbeit und sozialen Projekten muss gesichert werden.
- Weniger Bürokratie: Die bürokratischen Hürden für Initiativen in den Quartieren müssen abgebaut werden.
- Stärkung der Beteiligung: Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen stärker in die Gestaltung ihrer Quartiere einbezogen werden.
- Intersektionale Perspektive: Soziale Ungleichheit ist vielschichtig und muss in all ihrer Komplexität betrachtet werden.
- Langfristige Perspektiven: Sozialraumorientierte Arbeit braucht Zeit und darf nicht kurzfristigen politischen Interessen untergeordnet werden.
Nur durch eine konsequente Stärkung der Sozialraumorientierung und der Quartierarbeit können wir eine Gesellschaft gestalten, in der alle Menschen die Möglichkeit haben, ein gutes Leben zu führen.
Was ist Sozialraumorientierung
Sozialraumorientierung (SRO) ist die Bezeichnung für eine konzeptionelle Ausrichtung Sozialer Arbeit, bei der es über die herkömmlichen Einzelfallhilfen hinaus darum geht, Lebenswelten zu gestalten und Verhältnisse zu schaffen, die es Menschen ermöglichen, in schwierigen Lebenslagen besser zurechtzukommen.
Wolfgang Hinte über Sozialraumorientierung
Kernsatz der sozialen orientierung ist:
Wir wollen nicht menschen verändern
sondern Verhältnisse gestalten. bzw
arrangement gestalten Menschen zu
verändern ist ohnehin ein unmögliches
unterfangen.
Talk von Wolfgang Hinte, Sozialarbeitwissenschaftler und Vater des Konzepts Sozialraumorientierung.
Auf Youtube anschauen: 27min, Jahr 2016
https://www.youtube.com/watch?v=RTS5EQ7-qyY
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