Gleichgueltigkeit In Gesellschaft Und Sozialraum
Die Gleichgültigkeit, einst ein Begriff, der eher mit älteren Generationen in Verbindung gebracht wurde, scheint sich in jüngster Zeit in allen Gesellschaftsschichten ausgebreitet zu haben. Gleichgültigkeit war früher eher ein Phänomen, das in großen Metropolen oder anonymen Online-Communities beobachtet wurde. Es scheint, dass sich diese Gefühlskälte nun auch in kleineren Gemeinschaften ausbreitet .
Was einst als Ausnahmeerscheinung galt, wird zunehmend zum normalen Umgang. Die Bereitschaft, sich für andere einzusetzen, scheint nachzulassen. Die Anteilnahme an den Sorgen und Nöten unserer Mitmenschen wird seltener. An die Stelle von Empathie und Mitgefühl tritt oft eine gewisse Indifferenz, oder sogar expliziter Gefühlskälte mit Hass und zunehmender Hetze.
Die wachsende Gleichgültigkeit – Eine Herausforderung unserer Zeit
Diese Entwicklung ist besorgniserregend. Eine Gesellschaft, in der Gleichgültigkeit vorherrscht, ist eine Gesellschaft, die an Zusammenhalt verliert. Eine Gesellschaft, in der vor allem die Schwächsten auf der Strecke bleiben und in der soziale und strukturelle Ungerechtigkeiten in erheblichem Maß geduldet werden oder sogar noch gefördert werden, verliert ihren Pfad für eine zukunftsfähige Ordnung.
Die Ursachen für diese wachsende Gleichgültigkeit sind vielfältig. Die rasante Entwicklung der digitalen Medien hat zweifellos einen Einfluss. Die ständige Verfügbarkeit von Informationen und die Flut an Eindrücken können zu einer Überforderung führen, die wiederum in Gleichgültigkeit umschlägt. In der virtuellen Welt ist es einfacher, sich von den Problemen der realen Welt abzukapseln und diese zu ignorieren.
Auch die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte haben zu einer Veränderung der Wertvorstellungen beigetragen. Individualismus und Leistungsorientierung stehen oft im Vordergrund. Altruistische Handlungen werden nicht mehr als selbstverständlich angesehen, sondern als etwas Besonderes gefeiert, für das zudem eine Belohnung erwartet wird.
Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklungen noch verstärkt. Die Isolation, die viele Menschen während der Pandemie erfahren haben, hat zu einer Verhärtung der Herzen geführt. Die Angst vor einer Ansteckung und die Unsicherheit über die Zukunft haben dazu beigetragen, dass sich Menschen von ihren Mitmenschen zurückgezogen haben. Dieser Rückzug hat sich seither nicht wieder zu einem vorherigen Zustand zurück entwickelt.
Die Folgen der wachsenden Gleichgültigkeit sind vielfältig. Sie reichen von einer Zunahme sozialer Konflikte über eine Schwächung des demokratischen Zusammenhalts bis hin zu einer Erosion des Vertrauens in Institutionen. Auch das Erstarken und die Orientierung an extremistischen und fundamentalen Sichtweisen haben als eine der Ursachen die Gleichgültigkeit, die sich so weit verbreitet hat.
In der Gesellschaft brauchen wir mehr als zuvor eine Neuorientierung an humanistischen und ethischen Werten, die Empathie, Mitgefühl und Solidarität fördern. Diese sind für ein gutes Zusammenleben eine notwendige Bedingung. Wir müssen lernen, wieder stärker aufeinander zu achten und füreinander einzustehen.
Die Förderung von sozialen Kontakten, die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls und die Bewahrung von Werten wie Empathie und Mitgefühl sind erste wichtige Schritte, um einer zunehmenden Kälte in unserer Gesellschaft entgegenzuwirken. Wir müssen uns wieder mehr für die Belange anderer Menschen interessieren und uns aktiv für eine gerechtere und menschlichere Gesellschaft einsetzen, denn nur gemeinsam können wir die Herausforderungen unserer Zeit meistern. Nur gemeinsam organisiert wird die Zukunft auch gut werden, denn »das Gut werden« ist keine Sache, die einfach so geschehen wird, wenn wir als Gesellschaft und Gemeinschaft keine Grundlagen dafür anbieten, und diese aktiv ermöglichen.