Was ist Gesellschaft

Was ist Gesellschaft / und was Kritisiert man da, wenn man Gesellschaftskritik anbringt?

Gesellschaft bezeichnet in der Soziologie eine durch unterschiedliche Merkmale zusammengefasste und abgegrenzte Anzahl von Personen, die als sozial Handelnde (Akteure) miteinander verknüpft leben und direkt oder indirekt sozial interagieren.

Gesellschaft bezieht sich sowohl auf die Menschheit als ganze (gegenüber Tieren und Pflanzen) als auch auf bestimmte Gruppen von Menschen, beispielsweise auf ein Volk oder eine Nation. Gesellschaft kann sich aber auch auf einen räumlich abgegrenzten und strukturierten Zusammenhang zwischen Menschen beziehen, auf Kollektive oder auch auf ein Knäuel (cluster) im sozialen Netzwerk der Menschheit, das sich durch die Netzwerkdichte und Multiplexität der Interaktionen abgrenzen lässt. In den aktuellen Sozialwissenschaften wird die Bezeichnung oft mit ungenauer Bedeutung verwendet.

vgl. Wikipedia : Gesellschaft

Die Beschreibung auf Wikipedia trifft es schon ganz gut. Bei Gesellschaft handelt es sich um keine konkrete Menge an Menschen oder einem festgelegten Adressaten, vor allem nicht im rechtlichen oder strukturellen Sinne. Es lässt sich auch nur schwer auf konkrete Menschen beziehen, und jeder Versuch, dies zu tun, endet immer in einem Desaster (das wird bestimmt im Blog noch adressiert werden). Insofern kann man meines Erachtens auch den Nationalsozialismus als ein Desaster begreifen, bei dem ignoriert wurde, dass es so etwas wie Gesellschaft überhaupt gibt. Doch dazu andermal mehr.

Begriffsgeschichte

In Wikipedia wird dies gut und verständlich hergeleitet, deshalb hier der originale Abschnitt in dem dies erzählt wird:

„Gesellschaft bedeutet wörtlich den Inbegriff räumlich vereint lebender oder vorübergehend auf einem Raum vereinter Personen. So ergibt es sich aus der etymologischen Herleitung des Wortes von ahd. sal = Raum, ahd. selida = Wohnung; heute noch erhalten in: nhd. ‚Saal‘, skand. sal = Stockwerk, russ. ssjelo = Hof, Landsitz (vielleicht zusammenhängend mit lateinisch solum = Grund und Boden). Geselle, ahd. gisellio, ist also der ‚Saalgenoss‘.“[2]

Der Begriff ist unmittelbar wahrscheinlich von Geselle bzw. von Gesellenschaft abgeleitet. Gesellenschaft war der Zusammenschluss von Gesellen zur Durchsetzung von Forderungen zur Änderung der von den Zunftmeistern (der „Meisterschaft“) bestimmten Arbeitsbedingungen. Im heutigen Sprachgebrauch deuten Wendungen, wie „sich gesellen“ (vgl. „Gleich und gleich gesellt sich gern.“) oder „gesellig“ (Geselligkeit) auf einen räumlich und zeitlich offenen Zusammenhang von Personen.

Unterschiedliche Betrachtung von Gesellschaft

Weil eine Gesellschaft kein normativ feststehender Begriff ist, und es definitiv kein Adressat ist, den man konkret greifen kann, ist es ein Bereich des Denken und der Gedanken. Gesellschaft ist ein Bild, das wir uns ausdenken. Jedoch denken wir uns dies in keiner anderen Form aus, da wir uns als Menschen ohnehin ALLES ausdenken. Das würde jetzt allerdings zu philosophisch werden, und soll an anderer Stelle weiter gedacht werden (es gibt auch noch einen Blog, und andere Informationsangebote).

Es ergeben sich verschiedene Schulen und Denkarten dessen was als Gesellschaft verstanden wird, und unterschiedliche Personen haben sich auf unterschiedliche Weise damit auseinandergesetzt.

Auch hier hilft Wikipedia:

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Die Bezeichnung „Gesellschaft“ ist als zentraler Grundbegriff der Soziologie umstritten. 2011 schrieb Thomas Schwinn in einer Übersicht von „starken und schwachen Gesellschaftsbegriffen“. Diese bezeichnete er als „Verfallsstufen eines traditionsreichen Konzepts“.[4] Er beschreibt die Theoriegeschichte des Begriffs und unterscheidet u. a. systemtheoretische Ansätze (u. a. Talcott Parsons, Niklas Luhmann), handlungstheoretische Fundierungsversuche (Anthony Giddens, Hartmut Esser) oder Kombinationen aus System- und Handlungstheorie (Jürgen Habermas, Uwe Schimank).

Auch in der heutigen Soziologie ist die Verwendung des Begriffes Gesellschaft umstritten. So fordert z. B. der britische Soziologe John Urry für eine Soziologie des 21. Jahrhunderts die Abkehr von der Analyse von Gesellschaften (Sociology Beyond Societies, London 2000).

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Allerdings sei hier erwähnt, dass wir uns bei der Definition von Gesellschaft bereits jetzt schon mitten in den Fachbereichen der Soziologie auf wissenschaftlicher Ebene befinden. Und es ist zunächst auch eine berechtigte Frage ist, WER sich auf WELCHE ART den Begriff Gesellschaft überhaupt anschaut und definiert, oder diesen definieren können soll, oder darf. Einige der Gedanken würden jedoch viel zu weit führen. Sie sind zunächst für eine grundlegende Beschreibung “was Gesellschaft ist” zunächst nicht relevant.

Hier einige Denkschulen zur Gesellschaft.

Denkschulen zur Definition von Gesellschaft

Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Menschen mit Gesellschaft auseinandergesetzt. Hier sind einige wichtige Positionen und Informationen zu den Gedanken - die dazu entstanden sind. Es sind nur Auszüge, und die vollständigen Texte lassen sich auf Wikipedia nachlesen.

Karl Marx

Nach Karl Marx ist Gesellschaft die Gesamtheit der Verhältnisse zwischen den Menschen, also die Summe der Beziehungen und der Verhältnisse unter den Individuen und nicht die Individuen als solche.

Gemeinschaft und Gesellschaft (Tönnies)

Nach Ferdinand Tönnies ist Gesellschaft eine genau definierte Gruppierung von Personen. Er versteht „Gesellschaft“ als Gegensatz zur „Gemeinschaft“.

Vergesellschaftung (Weber)

Max Weber knüpft mit seinem Begriff Vergesellschaftung noch stark an Tönnies’ Merkmale an.

Differenzierung (Simmel)

1890 führte Georg Simmel den Begriff Differenzierung (auch soziale Differenzierung oder gesellschaftliche Differenzierung) in die Soziologie ein. Differenzierung bezeichnet langfristige Veränderungen einer Gesellschaft. Diese Veränderungen können verbunden sein mit der Neuentstehung oder Aufgliederung von Sozialen Positionen, Lebenslagen und/oder Lebensstilen.

Mit Differenzierung wird auch das Ergebnis solcher Prozesse bezeichnet, nämlich „soziale Differenziertheit“.

Strukturfunktionalismus (Parsons)

Laut Strukturfunktionalismus bildet sich aus Akteuren eine Gesellschaft dann, wenn sie in der Lage ist, mittels bestimmter sozialer Funktionen die menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen (vergleiche Talcott Parsons, sowie den Funktionalismus).

Systemtheorie (Luhmann)

Niklas Luhmann spricht von einer „Gesellschaft“, wenn konformes und abweichendes Verhalten in Bezug auf Normen und Werte festgelegt ist und eine entsprechende Differenzierung von Erwartungen und Reaktionen vorhanden ist.

Praxis und Theorie der Praxis (Bourdieu)

Für Pierre Bourdieu ist Gesellschaft nicht völlig erklärbar. Es gebe aber zwei zu unterscheidende Ebenen: die Ebene der sozialen Praxis, in der sich das Leben in „Gesellschaft stiftender Arbeit“ nach Regelmäßigkeiten abspiele, deren Ablauf die Akteure zum großen Teil unbewusst inkorporiert haben, und die Ebene der Theorie der Praxis, wo untersucht werden müsse, die unbewussten, in ihrer Gesamtheit kaum wahrgenommenen Machtverhältnisse der sozialen Praxis aufzudecken, und zwar dort, wo sie weitestgehend mit den Gewohnheiten des Handelns, des Wahrnehmens und Beurteilens bricht. Bourdieus sehr einflussreiches Werk enthält damit eine gesellschaftskritische Komponente.

Gesellschaftsmodelle

(Links führen zu Wikipedia)

Agrargesellschaft · Arbeitsgesellschaft · Post-Arbeitsgesellschaft · Gute Gesellschaft · Industriegesellschaft · Leistungsgesellschaft · Postindustrielle Gesellschaft · Informationsgesellschaft · Wissensgesellschaft · Digitale Wissensgesellschaft · Netzwerkgesellschaft · Konsumgesellschaft · Freizeitgesellschaft · Erlebnisgesellschaft · Risikogesellschaft · Ego-Gesellschaft · Ständegesellschaft · bürgerliche Gesellschaft · Bürgergesellschaft · Dienstleistungsgesellschaft · Überflussgesellschaft · Wegwerfgesellschaft · Zivilgesellschaft

Übersicht zu Wikipedia Artikel zu Gesellschaft

Portal: Gesellschaft – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Gesellschaft

Was also kritisiert man, wenn man Gesellschaftskritik betreibt?

Wenn wir von gesellschaftlicher Kritik sprechen, dann richten wir unseren Blick auf Strukturen, Systeme und Verhaltensweisen, die wir als problematisch oder ungerecht empfinden.

Die Ziele dieser Kritik sind vielfältig und können sich auf verschiedene Ebenen richten.

Politische Systeme: Politische Systeme werden oft kritisiert, wenn sie undemokratisch sind, Korruption begünstigen oder die Interessen bestimmter Gruppen bevorzugen.

Wirtschaftssysteme: Wirtschaftliche Systeme wie der Kapitalismus werden oft für soziale Ungleichheiten, Umweltzerstörung und Ausbeutung kritisiert.

Kulturelle Normen und Werte: Gesellschaftliche Normen und Werte können kritisiert werden, wenn sie diskriminierend sind oder den Fortschritt behindern.

Institutionen: Institutionen wie Schulen, Kirchen oder Medien können Ziel von Kritik sein, wenn sie ihren Aufgaben nicht gerecht werden oder bestehende Machtverhältnisse zementieren.

Wer oder was steht im Fokus der Kritik?

Eliten: Oftmals richten sich Kritikpunkte gegen Eliten, die aufgrund ihrer Machtposition in der Lage sind, gesellschaftliche Entwicklungen zu beeinflussen.

Institutionen: Institutionen wie der Staat, Unternehmen oder Medien können als Zielscheiben dienen, wenn sie als Machtstrukturen wahrgenommen werden.

Ideologien: Ideologien, die bestimmte Weltanschauungen vertreten, können kritisiert werden, wenn sie als ungerecht oder unmenschlich empfunden werden.

Das Individuum: Auch das Verhalten von Einzelpersonen kann Gegenstand von Kritik sein, wenn es gegen soziale Normen verstößt oder andere schädigt.

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Es ist wichtig zu betonen, dass gesellschaftliche Kritik nicht immer eindeutig ist und oft kontrovers diskutiert wird. Was für den einen als gerechtfertigt erscheint, kann für den anderen als unfair oder unangemessen empfunden werden.


Stand: 2024-08-17