Der Verlust des Gemeinwesens - Ein Opfer neoliberaler Radikalität
Das Gemeinwesen, einst ein Hort der Solidarität und des Zusammenhalts, steht heute vor großen Herausforderungen. Die neoliberale Ideologie, die den Markt als alleinige Steuerungsgröße setzt und den Einzelnen auf seinen wirtschaftlichen Nutzen reduziert, hat tiefgreifende Veränderungen in unserer Gesellschaft bewirkt. Die Folge ist ein zunehmender Verlust an Gemeinsinn und ein Abbau sozialer Strukturen, die das Gemeinwesen erst ausmachen.
Die neoliberale Radikalität, die den Markt als Selbstheilungskraft preist und staatliche Eingriffe ablehnt, hat dazu geführt, dass soziale Aspekte immer mehr in den Hintergrund treten. Der Homo oeconomicus, der rationale Nutzenmaximierer, wird zum Leitbild des modernen Menschen. Solidarität, Altruismus und gemeinschaftliches Handeln werden als unwirtschaftlich und ineffizient abgetan. In dieser individualistischen Weltanschauung stehen die Interessen des Einzelnen über denen der Gemeinschaft.
Die Folge dieser Entwicklung ist ein zunehmender Verlust an sozialen Beziehungen. Traditionelle Gemeinschaften wie Vereine, Kirchen und Nachbarschaften verlieren an Bedeutung. Die Menschen ziehen sich in ihre privaten Sphären zurück und sind weniger bereit, sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Die Solidarität, die früher selbstverständlich war, wird zur Ausnahmeerscheinung.
Erosion des Sozialraums
Die neoliberale Ideologie hat auch zu einer Erosion der sozialen Sicherungssysteme geführt. Der Staat zieht sich aus seiner sozialen Verantwortung zurück und überlässt immer mehr Aufgaben dem Markt. Dies führt zu einer wachsenden Ungleichheit und zu einer Prekarisierung großer Teile der Bevölkerung.
Diejenigen, die am wenigsten haben, tragen die größten Lasten.
Die Folgen dieser Entwicklungen sind vielfältig. Sie reichen von einer Zunahme psychischer Erkrankungen über eine steigende Kriminalitätsrate bis hin zu einer Erosion des demokratischen Systems. Denn eine Gesellschaft, in der der Einzelne isoliert und auf sich allein gestellt ist, ist anfällig für Populismus und autoritäre Tendenzen.
Paradigmenwechsel
Um den Verlust des Gemeinwesens aufzuhalten, bedarf es eines Paradigmenwechsels. Wir müssen uns wieder stärker auf die Werte des Zusammenhalts und der Solidarität besinnen. Dies erfordert eine neue Wirtschaftspolitik, die nicht nur auf Wachstum ausgerichtet ist, sondern auch soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellt. Zudem müssen wir die Zivilgesellschaft stärken und Räume schaffen, in denen sich Menschen begegnen und gemeinsam handeln können.
Es ist an der Zeit, die neoliberale Ideologie zu hinterfragen und alternative Modelle zu entwickeln. Ein Gemeinwesen, in dem Menschen sich gegenseitig unterstützen und füreinander einstehen, ist nicht nur wünschenswert, sondern auch notwendig, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.
2024-09-22