Ein Land Zerreisst Auf Weg In Diktatur

Ich habe einen DLF Beitrag über die Tagebücher von Victor Klemperer aus den Jahren 1933 und 1934 gehört und war tief erschüttert. Die Parallelen zu unserer heutigen Zeit sind beunruhigend. Während ich zuhörte, überkam mich ein beklemmendes Gefühl von Déjà-vu.

Klemperer hat in seinen Tagebüchern eindrücklich beschrieben, wie sich die Stimmung in Deutschland in den ersten Jahren des Nationalsozialismus verändert hat. Wie schnell sich eine Atmosphäre der Angst und des Hasses ausbreiten kann, wie leicht die Menschen manipuliert werden und wie schnell Grundrechte eingeschränkt werden.

Auch heute spüre ich eine wachsende Unruhe. Die Bürokratie ist zu einer unmenschlichen Maschine geworden, die sich gegen die eigenen Bürger richtet. Die Ereignisse rund um die Corona-Pandemie haben tiefe Spuren hinterlassen. Die Oppositionspolitik hetzt gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen und kriminalisiert Andersdenkende. Die Menschlichkeit scheint keinen Wert mehr zu besitzen. Die Vernachlässigung der individuellen Schicksale und die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft erinnern mich an die Mechanismen, die auch in den 1930er Jahren am Werk waren. Die wachsende Ungleichheit und die Prekarisierung großer Teile der Bevölkerung führen zu einem Gefühl der Ohnmacht und der Perspektivlosigkeit.

Die Sprache wird emotionalisiert, Fakten werden verdreht, und Hass wird geschürt. Der rationale Diskurs wird durch Populismus und Emotionen ersetzt. Die rechten Kräfte gewinnen an Einfluss und zersetzen die Gesellschaft von innen heraus.

Wir befinden uns in einer gefährlichen Situation. Die Demokratie ist in Gefahr. Die Rechte, die wir als selbstverständlich betrachtet haben, sind plötzlich nicht mehr sicher.

Heute läuft es über Bürokratie, die auf absurde Art scheinbar aus dem Ruder gerät!

Es ist erschreckend zu sehen, wie leicht wir bereit sind, die individuellen Bedürfnisse und das Leid anderer aus den Augen zu verlieren. Die zunehmende Spaltung der Gesellschaft, die Hetze gegen bestimmte Gruppen und die Verharmlosung von Hassreden beispielsweise sind alarmierende Zeichen. Es scheint, als ob wir wieder an einen Punkt gelangen, an dem die Menschlichkeit immer mehr in den Hintergrund tritt und die Ideologie im Vordergrund steht.

Natürlich sind die Unterschiede zwischen der damaligen und der heutigen Zeit groß. Wir leben in einer Demokratie und verfügen über mehr Freiheiten als die Menschen in den 1930er Jahren. Dennoch dürfen wir die Warnsignale nicht ignorieren. Die Geschichte lehrt uns, dass autoritäre Regime nicht über Nacht entstehen, sondern sich schleichend entwickeln.

Es ist unsere Aufgabe, wachsam zu bleiben und uns für eine offene und tolerante Gesellschaft einzusetzen. Wir müssen uns gegenseitig unterstützen und für die Rechte der Schwächsten eintreten. Nur so können wir verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt.

Ich bin zutiefst besorgt um den Zustand unserer Gesellschaft. Aber ich bin auch überzeugt, dass wir gemeinsam etwas verändern können.

Es liegt an jedem Einzelnen von uns, ein Zeichen zu setzen und für eine bessere Zukunft zu kämpfen.

Den Beitrag bei DLF hören

Die Geschichte geht weiter – Victor Klemperers Tagebücher 1918-1959 (Teil 2)

Schöler, Leonie 19. August 2024, 05:00 Uhr

Hitler wird Reichskanzler, jüdische Geschäfte werden boykottiert, Beamte entlassen und Straßen umbenannt. Victor Klemperer beobachtet: „Der vollkommene Staatsstreich wird vom Volk gar nicht gemerkt.“ Er beginnt Notizen zur „Sprache des 3. Reiches“.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/klemperer-podcast-folge-dlf-kultur-6c4d5d20-100.html

Written on August 29, 2024