Die Reduktion von Bildung auf Triviale Belange – Ein kritischer Blick

Die Bildung, einst als Hort des Wissens und der Persönlichkeitsentwicklung betrachtet, scheint in unserer schnelllebigen Zeit zunehmend einer Vereinheitlichung und Reduktion unterworfen zu sein. Immer häufiger wird der Fokus auf vermeintlich praktische Fähigkeiten und Kenntnisse gelegt, die einen unmittelbaren Nutzen im Berufsleben versprechen. Diese Entwicklung birgt die Gefahr, dass die Bildung auf triviale Belange reduziert wird und damit ihre eigentliche Aufgabe, Raum zu schaffen dafür, dass sich Menschen zu mündigen und kritisch denkenden Individuen entwickeln können, vernachlässigt.

Die Trivialisierung der Bildung äußert sich in verschiedenen Formen.

➔ So wird beispielsweise der Lehrplan immer stärker an den Anforderungen des Arbeitsmarktes ausgerichtet. (Marktorientierte Kommerzialisierte Neoliberalisierung)

Der Ökonomische Nutzen steht im Vordergrund

Fächer wie Geschichte, Philosophie oder Literatur, die zwar zur Allgemeinbildung beitragen, aber keinen direkten ökonomischen Nutzen versprechen, werden häufig vernachlässigt oder sogar aus dem Curriculum gestrichen. Stattdessen rücken Fächer wie Mathematik, Naturwissenschaften und Fremdsprachen in den Vordergrund, da sie (teilweise sogar unberechtigterweise) als Schlüsselqualifikationen für den Berufseinstieg gelten.

Das Verstehen komplexer Zusammenhänge wird nicht mehr als Bildung angeboten, kurzfristige konkrete Erfolge werden stattdessen erwartet

Auch die Art und Weise, wie Wissen vermittelt wird, unterliegt einem Wandel.

➔ Anstelle eines vertieften Verständnisses komplexer Zusammenhänge wird häufig auf oberflächliche Informationen und einfache (triviale – sogar künstlich vereinfachte) Lösungsansätze gesetzt. Das Lernen wird zunehmend an kurzfristigen Erfolgen gemessen und auf die Vermittlung von konkreten Fakten reduziert. Kreativität, kritisches Denken und die Fähigkeit, sich selbstständig Wissen anzueignen, treten dabei in den Hintergrund.

Die Folgen dieser Entwicklung sind vielfältig.

Die Blickwinkel und damit auch die Perspektiven werden reduziert auf Kommerzialisierbares und Ökonomisch Verwertbares Wissen

Zum einen führt die Reduktion von Bildung auf triviale Belange zu einer Verengung des Blickwinkels.

➔ Individuen, die nur auf die Vermittlung von Fakten ausgerichtet sind, haben Schwierigkeiten, komplexe Probleme zu analysieren und eigenständige Lösungen zu entwickeln. Zum anderen führt die Trivialisierung der Bildung zu einer Entfremdung von der Kultur und Geschichte.

Ohne ein grundlegendes Verständnis der Vergangenheit und der eigenen kulturellen Wurzeln fällt es schwer, die Gegenwart zu verstehen und sich in der Gesellschaft zurechtzufinden.

Bildung wieder zum eigentlichen humanistischen Denken

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist es notwendig, die Bildung wieder zu ihrem eigentlichen Zweck zurückzuführen.

➔ Bildung sollte nicht nur auf die Vermittlung von Fachwissen abzielen, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung fördern.

Dazu gehört die Fähigkeit,

  • kritisch zu denken,
  • Probleme zu lösen,
  • sich mit anderen auseinanderzusetzen und
  • eine eigene Meinung zu bilden.

➔ Ein breites Allgemeinwissen, das über die Anforderungen des Arbeitsmarktes hinausgeht, ist dabei unerlässlich.

Schulen müssen wieder zum Hort von Bildung werden, und nicht zu Lernfabriken reduziert

Die Schule spielt hierbei eine entscheidende Rolle.

➔ Sie muss den Schülern nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch die Freude am Lernen wecken und sie dazu befähigen, sich lebenslang weiterzubilden.

➔ Dazu sind eine vielfältige Auswahl an Fächern, eine individuelle Förderung der Schüler und eine Lernumgebung, die zum kreativen Denken anregt, unerlässlich.

Lernen ist mehr als nur konkretes Wissen, sowohl Schulen als auch Eltern und damit verbundene Institutionen müssen dies berücksichtigen

Auch die Eltern und die Gesellschaft als Ganzes sind gefordert.

➔ Eltern sollten ihre Kinder nicht nur auf den beruflichen Erfolg vorbereiten, sondern ihnen auch die Möglichkeit geben, ihre Interessen und Talente zu entdecken, und diese weiterzuentwickeln.

➔ Die Gesellschaft muss bereit sein, in Bildung zu investieren und die Bedeutung von Bildung für das Gemeinwohl zu erkennen.

Die Reduktion von Bildung auf triviale Belange ist eine ernstzunehmende Herausforderung

Nur wenn wir bereit sind, die Bildung wieder als das zu begreifen, was sie ist – ein Fundament für ein erfülltes Leben und eine demokratische Gesellschaft –, können wir den kommenden Generationen eine gute Zukunft sichern.

2024-10-05

Written on October 5, 2024